Thügida: Antisemitisches Event für Holocaustleugner, heute: Christian Bärthel

Wenn die selbsternannte „Thügida-Bewegung“ zum Aufmarsch nach Erfurt mobilisiert, sind auch die schillernden Figuren aus der extrem rechten Szene in Thüringen nicht weit. Mit dem 40-jährigen Christian Bärthel aus Ronneburg als Redner beim jüngsten Aufmarsch am Montag, den 30.03.2015, entwickelt sich „Thügida“ weiter zum antisemistischen Event für Holocaustleugner.

Bärthel stellt sich gerne selbst als „Prediger“ und „Evangelist“ dar und warnte 2013 im Walkampf um das Bürgermeisteramt von Rickenbach im Baden-Württemberg, „Politische Kampfbegriffe wie ‚Rechtsextremist‘ und ‚Neonazi‘ gegen mich zu verwenden, halte ich für unsachlich und unseriös“. Dabei gerät der bekannte Reichsbürger in seinem Kampf gegen die „BRD GmbH“ immer wieder in die Schlagzeilen. So auch vor der Bürgermeisterwahl, als das Verwaltungsgericht Freiburg sich hinter die Entscheidung des Gemeindewahlausschusses stellte, den Bewerber Bärthel abzulehnen.

Christian Bärthel bei der Pegada/Endgame-Demo am 21. Februar 2015 in Halle, Bild geklaut bei Mario Bialek

Christian Bärthel bei der Pegada/Endgame-Demo am 21. Februar 2015 in Halle, Bild geklaut bei Mario Bialek

Zur Begründung hieß es, Bärthel biete wegen seiner Verstrickung in die rechtsradikale Szene nicht die Gewähr dafür, dass er jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintrete. Auch das Thüringer Innenministerium hatte vier Jahre zuvor deutlich Worte gefunden, als Bärthel auf Platz 1 der von ihm als „überparteilich“ bezeichneten “Aktion Freies Ronneburg” zur Stadtratswahl im Juni 2009 antreten wollte. Zu diesem Zeitpunkt liefen gegen Mitglieder der „Aktion“ bereits Verfahren wegen Gemeinschaftlichen Diebstahls, Volksverhetzung und unerlaubten Umgangs mit explosionsfähigen Stoffen sowie mit Waffen. Doch die extrem rechte Szene ist dem ehemaligen Funktionär der „Deutschen Partei“ (DP) und „Deutschen Volksunion“ (DVU) nicht fremd, immerhin arbeitete er selbst zwischen 2007 und 2009 als persönlicher Mitarbeiter des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Peter Klose in Zwickau. Zwei Jahre vor dem Beschäftigungsbeginn hatte die Polizei Bärthels Wohnung wegen des Verdachts der Volksverhetzung durchsucht. 2007 wurde er wegen Mails mit antisemitschen Inhalten wegen Volksverhetzung verurteilt. Doch auch das Urteil stoppte den gelernten Verwaltungsfachangestellten nicht in seinen extrem rechten Aktivitäten. Während er im August 2011 damit scheiterte, im bayrischen Wunsiedel einen „Gedenkgottesdienst“ für den Kriegsverbrecher Rudolf Heß auf die Beine zu stellen, versuchte er sich dort im Juni 2012 als Organisator einer Holocaust-Konferenz mit dem Titel „Der Holocaust aus biblischer Sicht“ und eines weiteren „Gottesdienstes“.

Bärthel bei der 2. Thügida-Demo am 30. März 2015 in Erfurt

Bärthel (1.v.r. auf der Bühne) bei der 2. Thügida-Demo am 30. März 2015 in Erfurt neben David Köckert

Im August 2014 besuchte Bärthel die Jubiläumsfeier für Geschichtsrevisionisten des „Verein Gedächtnisstätte“ im thüringischen Guthmannshausen, im Januar 2015 war er zu Gast auf einer Veranstaltung der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Auch beim zweiten Aufmarsch von „Endgame“ in Halle durfte er ans Mikro treten, um den inhaftierten Holocaustleugner Horst Mahler zu verherrlichen. Auf dem jüngsten „Thügida“-Aufmarsch konnte der wegen Volksverhetzung verurteilte Bärthel antimuslimische Hetzreden schwingen und kam bei den anwesenden Zuhörern offenbar gut an. Sollte es noch Beweise für den eindeutigen Charakter von „Thügida“ brauchen, hat sie spätestens der freundliche Handschlag des Neonazis Organisators David Köckert in Verbundenheit mit Bärthel geliefert. Auch dessen Schlussworte „Die Wahrheit wird uns freimachen“ ist eine deutliche Reminiszenz an die zynische Parole „Wahrheit macht frei“, die einst an den KZ-Toren prangte.