Nachbetrachtung zum Neonazi-Aufmarsch „Sügida“ in Suhl

suegida-rathaus Während die Kripo noch den Verdacht gegen die Anmelderin des SüGiDa-Aufmarschs in Suhl, Yvonne Wieland, auf Volksverhetzung und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten prüft, bewerben Thüringer Neonazis um Tommy Frenck vom extrem rechten „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ (BZH) bereits einen zweiten Aufmarsch. Für die kommenden Montage seien weitere „Mahnwachen“ angemeldet, heißt es. Frenck trat auf der Facebook-Seite bereits als zentrale Figur des ersten Aufmarsches in Suhl auf und mobilisierte dazu vor allem die extrem rechte Szene in Thüringen und Franken. Während der Demonstration hielt er eine Rede, die sich erwartungsgemäß weniger gegen eine Islamisierung, sondern grundsätzlich gegen alle Ausländer richtete und stellte auch seine alten BZH-Kommunalwahlplakate für die Demo zur Verfügung, welche übermalt wurden mit „Nein zur Islamisierung, Ja zur Heimat“. Moderiert wurde der Aufmarsch von dem bayrischen Neonazi, NPD-Funktionär und „Ansgar Aryan”-Geschäftsführer, Patrick Schröder, auch der bekannte Gewalttäter und männliches Katalog-Model des extrem rechten Labels, Marcel Russwurm, marschierte mit. Die Organisation des angeblich unpolitischen Aufmarschs lag insbesondere bei den vier ernstgenannten Neonazis, von den insgesamt etwa 650 Teilnehmern stammte knapp die Hälfte aus dem extrem rechten Milieu.

frenck

Tommy Frenck

Marcus Russwurm mit dem Landser-Sänger Michael Regner

Marcus Russwurm mit dem Landser-Sänger Michael Regner

Dazu gehörten Neonazis aus Erfurt um den langjährigen Hool und NPD-Stadtrat, Enrico Biczysko, der unter anderem mit Denny Schwarz teilnahm. Aus dem Weimarer Land beteiligten sich die Neonazis um Michel Fischer, außerdem waren Neonazis von den „Freien Kräften Gotha“, bzw. dem extrem rechten „Bündnis Zukunft Landkreis Gotha“ mit Anne-Kathrin Schmidt zu sehen. Erst vor wenigen Wochen lag die Organisation des Naziaufmarschs in Friedrichroda maßgeblich in den Händen der Gruppierung aus Gotha und mehreren Mitgliedern des „FN Saalfeld“. Auch aus der Region Gotha reiste das Umfeld des Waltershäuser NPD-Ortsverbandes um Mario Lehner aus Hörselgau an, auch Neonazis aus Ohrdruf im Landkreis Gotha nahmen an dem Aufmarsch teil. Ebenfalls aus dem Landkreis Gotha stammt Thomas Wagner, einer der Besitzer des Neonazi-Hauses in Ballstädt. Er gilt als Haupttäter des Überfalls von Neonazis auf eine Feier der dortigen Kirmesgesellschaft, bei der zehn Personen verletzt wurden. Wegen der Gewaltattacke wird auch gegen Tony Steinau aus Bad Langensalza und den Eisenacher Neonazi Matthias Pommer ermittelt, die mit Wagner und anderen Neonazis aus dem Ballstädter Umfeld in Suhl mitmarschierten. Wo Tommy Frenck organisiert, ist auch dessen Umfeld nicht weit und so wundert es nicht, dass auch das „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ (BZH) mit seiner Frontfrau Bea Meißner nach Suhl gereist war, wo ebenso Neonazis um Stefan Hercher und den neugegründeten Pegida-Ableger in Saalfeld-Rudolstadt mit mehreren Autos anreisten und an dem Aufmarsch teilnahmen. Dazu kamen Neonazi-Musiker wie Tommy Brandau alias „Klampfe“ aus Gotha und Torsten Krogmann, der an der inzwischen nicht mehr aktiven Rechtsrock-Band „Ehre und Stolz“ aus Suhl beteiligt war.

Anmelderin Yvonne Wieland

Anmelderin Yvonne Wieland

Angesichts der Initiatoren und der massiven Beteiligung aus der extrem rechten Szene kann „Sügida“ als selbsternannte „Volksbewegung (…), die kein Links und kein Rechts kennt“, natürlich keine Rede sein. Der Aufmarsch ist vielmehr ein Vehikel der Neonazis für ihre Hetze gegen Flüchtlinge unter dem Deckmantel der sog. „Pegida“-Bewegung. Den ehemaligen Bürgermeister von Arnstadt, Hans-Christian Köllmer, hindert das offenbar nicht daran, im Schulterschluss mit bekannten Neonazis am Sügida – Aufmarsch teilzunehmen. In einem Beitrag von Antenne Thüringen verniedlicht er noch dazu den dumpfen Rassismus der Initiatoren und erklärt: „Jeder kann sagen, was er empfindet und was er möchte (…) und jeder soll‘s natürlich in der richtigen Tonlage tun. Und man soll sich auch mal miteinander ausgleichen oder austauschen die Gedanken“. Zu letzt kamen am 1. Mai 2010 in Erfurt über 400 Neonazis bei einem Aufmarsch zusammen, die Sügida-Demonstration in Suhl dürfte der größte bewegte Neonazi-Aufzug seitdem in Thüringen gewesen sein. Einen Tag nach der Sügida-Demo wurde in Suhl bereits ein Flüchtling angegriffen. Weitere PEGIDA-Ableger spriessen bisher auf Facebook neben Saalfeld-Rudolstadt auch in Erfurt und Nordthüringen.

Leithammel in Suhl: Patrick Schröder

Leithammel in Suhl: Patrick Schröder

Ein Video aus Suhl zeigt ausführlich die Organisatoren des Aufmarschs vom 12.01.2015 und die daran beteiligten Neonazis.