Neues vom Thüringer Ex-Spitzel-Chef Roewer

Update November 2014:

Thüringens Ex-Verfassungsschutz-Chef Helmut Roewer beginnt mit der November-Ausgabe 2014 der rechten Zeitschrift „Compact“ eine Artikel-Serie über „Meisterspione des 20. Jahrhunderts. Das Blatt zeichnet sich durch eine nationalistische, verschwörungstheoretische und explizit anti-emanzipatorische Line aus. Mit der Serie setzt Roewer seine publizistische Tätigkeit in der extremen Rechten fort.

Erneut hat der ehemalige Thüringer Geheimdienst-Chef Helmut Roewer ein Buch im extrem rechten „Ares Verlag“ veröffentlicht. Schon der Titel klingt martialisch: „Kill the Huns! Tötet die Hunnen! Geheimdienste, Propaganda und Subversion hinter den Kulissen des Ersten Weltkrieges“. Der Jurist Roewer verspricht aus den Akten der Geheimdienste angeblich völlig neue historische Erkenntnisse. So habe sich im Ersten Weltkrieg angeblich vor allem Großbritannien darum bemüht, mit angeblichen Lügen über deutsche Kriegsgräuel die USA in den Krieg zu ziehen. Da der Krieg militärisch nicht zu gewinnen gewesen sei, wären die Geheimdienste mit „Propaganda und Subversion hinter den Kulissen“ aktiv geworden, „um die eigene Bevölkerung gegen den deutschen Widersacher aufzubringen und insbesondere auch, um die amerikanische Öffentlichkeit zu beeinflussen“, kündigt der Verlag das Buch an. Schon vor Kriegsbeginn habe es, so meint Roewer, in Großbritannien ein Netzwerk gegeben, das „Kriegspropaganda“ und „Deutschenhass“ verbreitet habe – finanziert durch das „gigantische
Vermögen“ eines „Gold– und Diamantenmagnaten“. Die Führung des deutschen Reiches habe aber leider „nicht die notwendige Verschlagenheit“ besessen, „um angemessen mit den Feinden Deutschlands umzugehen“, raunt Roewer im Interview mit dem neu-rechten Online-Portal „Blaue Narzisse“.

In der extremen Rechten stößt Roewer mit seinen verschwörungstheoretischen Thesen auf Zustimmung, verlagern sie doch die
Schuld am Krieg und dessen Verlauf zunehmend auf Großbritannien und die USA und lenken von der deutschen Verantwortung ab. „Geheimkrieg gegen Deutschland“, so lautet dann auch der Titel des Roewer-Interviews mit der „Blauen Narzisse“. In der aktuellen Ausgabe des verschwörungs-theoretischen Rechtsblattes „Compact“ greift Roewer selbst zur Feder (Nr. 8/2014) und schreibt über das Agieren Großbritanniens im Ersten Weltkrieg. In dem Blatt hatte Roewer bereits im Januar 2014 (Nr. 1/2014) geschrieben. Und in der neonazistischen Zeitschrit „Zuerst!“ wird das Buch Roewers zustimmend rezensiert (Nr. 8/2014). Verkauft wird es unter anderem im „Buchdienst“ der neu-rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ (JF) und über den rechts-esoterischen „Arnshaugh-Verlag“ aus dem Thüringischen Neustadt an der Orla.

Roewers neues Buch

Roewers neues Buch

Roewer war von 1994 bis 1999 Präsident des „Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz“ und musste nach einer Reihe von Skandalen zurücktreten. Bereits in der Vergangenheit hatte er geschichtsklitternde Bücher in dem österreichischen Rechtsverlag „Ares“ veröffentlicht, unter anderem 2010 „Die Rote Kapelle und andere Geheimdienst-Mythen“ und 2012 sein Rechtfertigs-Werk „Nur für den Dienstgebrauch. Als Verfassungsschutz-Chef im Osten Deutschlands“. Unter der Führung von Roewer päppelte der Thüringer Geheimdienst die militante Nazi-Szene mit auskömmlichen Spitzel-Honoraren auf. Sein Amt trug maßgeblich mit dafür Verantwortung, dass die Fahndung nach den umfänglich im Amt bekannten späteren NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe erfolglos verlief. Roewer ist nicht der einzige ehemalige Thüringer Geheimdienstler, der in rechten Verlagen oder Publikationen schreibt
(siehe u.a. hier „Die “Deutsche Burschenschaft” und der Thüringer Geheimdienst„). Roewer lebt bis heute in Weimar.