Geschichtsrevisionischtes „Denkmal“ in Guthmannshausen

Für den 2. und 3. August 2014 kündigt der geschichtsrevisionistische und extrem rechte Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ die Eröffnung eines „Denkmals“ auf seinem Gelände in Guthmannshausen (Kreis Sömmerda) an. Es soll ausschließlich an die „deutschen“ Opfer der Umsiedlungen am Ende des zweiten Weltkrieges aus „Pommern“, „Ostbrandenburg“ und „den Siedlungsgebieten im Osten Europas“ erinnern.

"Klaus- Wolfram Schiedewitz, Vorsitzender des Gedächtnisstätte e.V."

„Klaus- Wolfram Schiedewitz, Vorsitzender des Gedächtnisstätte e.V.“

Die Eröffnung dieses „Denkmals“ wurde unter anderem in der aktuellen Ausgabe (Nr. 3-2014) der offen antisemitischen Zeitschrift „Stimme des Reiches“ beworben, die „Thüringen Rechtsaussen“ vorliegt. In der Anzeige des Vereins „Gedächtnisstätte e.V.“, der seinen Sitz im niedersächsischen Seevetal hat, wird zudem um Spenden für das „Denkmal“ geworben. Der Verein unterhält Konten in Hannover und Bad Pyrmont sowie bei der St. Galler Kantonalbank in der Schweiz. Auf seiner Website wies die Organisation darauf hin, dass Spenden auch „anonym oder (auf) unser Schweitzer Konto geleistet werden“ könnten.

Das eindrucksvolle Gebäude des Vereins „Gedächtnisstätte e.V.“ in dem kleinen Ort Guthmannshausen war 2011 vom Land Thüringen an die in Sinntal (Hessen) lebende Bettina Maria Wild-Binsteiner verkauft worden. Angeblich hätten dem Thüringer Geheimdienst keine Erkenntnisse zu ihr vorgelegen, so daß einem Verkauf des sanierten, für Tagungen ideael
geeigneten Herrenhauses mit über 1.000 Quadratmeter Nutzfläche und großem Grundstück nichts im Wege stand. Doch das „Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz“ hätte es besser wissen können: Die Käuferin ist Mitglied des Vereins „Gedächtnisstätte e.V.“ und pflegt Kontakte zur neonazistischen „Gesellschaft für freie Publizistik e.V.“ und dem rechten, völkisch-esoterischen „Bund deutscher Unitarier – Religionsgemeinschaft europäischen Geistes“. Nachdem der Verein seinen vorherigen Sitz im Sächsischen Borna aufgeben musste, war er auf der Suche nach einem neuen Sitz und wurde in Thüringen fündig.

Auch die „Stimme des Reiches“ weist direkte Verbindungen nach Thüringen auf. Verantwortlich für die „Schriftleitung“ ist laut Impressum der in Bad Sulza (Thüringen) lebende Reinhold Leidenfrost. Er sprach wiederholt auf Veranstaltungen und Aufmärschen von Neonazis. Kontoinhaber und wichtigster Autor der Zeitschrift ist Dr. Rigolf Hennig aus dem niedersächsischen Verden. Der NPD-Funktionär ist laut „Verfassungsschutzbericht“ 2013 des Landes Niedersachsen „Zentralfigur revisionistischer Aktivitäten“ und gehört „seit Jahren zu den meinungsführenden niedersächsischen Rechtsextremisten“. Er ist zugleich „Staatspräsident“ der selbsternannten Organisation „Freistaat Preußen“, die die Zeitung „Stimme des Reiches“ herausgibt. Außerdem ist er „Landesleiter Deutschland“ der antisemitischen – und in letzter Zeit verstärkt auch in Thüringen aktiven – Neonazi-Organisation „Europäische Aktion“.

Der Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ wurde 1992 unter anderem von der Holocaust-Leugnerin, Nazi-Aktivistin und Autorin der „Stimme des Reiches“ Ursula Haverbeck-Wetzel gegründet. Sie war nach dem Kauf der Immobilie in Guthmannshausen eine der ersten Referentinnen dort. Fast jeden Monat veranstaltet der Verein seit 2011 mit bekannten Vertretern der extremen Rechten Vorträge und Seminare auf dem Gelände. Haverbeck-Wetzel war zudem bis 2003 Vorsitzende des Vereins „Gedächtnisstätte“ und über Jahre Kopf eines Vereinsimperiums rund um das 2008 verbotene „Collegium Humanum“. Heute ist der im niedersächsischen Ramelsloh nahe Seevetal lebende Klaus-Wolfram Schiedewitz Vorsitzender der Organisation. Er sei Teil eines „Netzwerks von Holocaustleugnern und Geschichtsrevisionisten, die das nationalsozialistische Deutschland von Schuld reinwaschen“, heißt es beim Niedersächsischen Inlandsgeheimdienst über ihn. Enge Kontakte bestehen auch zu der in Thüringen aktiven neonazistischen „Schlesischen Jugend“, die wiederholt Veranstaltungen in der „Gedächtnisstätte“ durchführte, oder dem rechtsextremen „Freundschafts- und Hilfswerk Ost e.V.“ (Bad Bevensen / Niedersachsen). Guthmannshausen ist durch die „Gedächtnisstätte“ mittlerweile zu einem wichtigen Treffpunkt der extremen Rechten in der Bundesrepublik geworden. In dem kleinen Ort treffen sich regelmäßig und völlig ungestört Geschichtsrevisionisten, Holocaust-Leugner und Neonazis.