Nach Nazi-Sticker an Polizei-Schlagstock: Weiterer Thüringer Polizist aus Nordhausen mit Verbindungen zur Neonazi-Szene?

Am Freitag soll bei der Thüringer Polizeiführung ein Nazi-Aufkleber am Schlagstock eines Polizisten besprochen werden, der diesen während der Begleitung eines Aufmarsches von Neonazis mitführte. Auch ein weiterer Vorfall könnte nun Thema werden.

Mit Maschinenpistolen und Uniform in Szene gesetzt

Hoffmann1Hoffmann4Wie die Antifaschistischen Gruppen Südthüringen aufdeckten, wurde am 28. November 2015 bei einem Polizeieinsatz ein Schlagstock eines Polizisten entdeckt, auf dem ein Aufkleber des Südthüringer Neonazi-Versandhandels „Druck 18“ von Tommy Frenck klebte. Der Polizist war zur Absicherung eines Neonazi-Aufmarsches eingesetzt gewesen. Dass es sich dabei leider nicht um eine Ausnahme handelt, bei der Polizisten positiven Bezug auf die Neonazi-Szene nehmen, zeigt ein weiterer Fall aus Nordthüringen. Der in Nordhausen wohnende Christian Hoffmann ist ein ausgesprochener Waffenfan, der auf seinem Facebook-Profil rund 20 Fotos von Gewehren eingestellt hat. Die meisten haben ein scheinbar großes Kaliber, in einigen Fällen handelt es sich um Paintball Waffen, in anderen Fällen kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um echte Maschinengewehre handelt. Hoffmann hat mehrere Fotos von sich in Trainings- und Kampfsituationen online gestellt. Am 31. März 2015 hat er Bilder hochgeladen, die ihn in einer Polizeiuniform mit dem Landeswappen Thüringen zeigen, darunter ein Diensthemd, eine Lederjacke sowie eine weitere Jacke mit Reflektoren, die wohl zur Ausrüstung der Thüringer Polizei gehören.

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Verbindung zu ehemaligen FAP-Kader und NPD-Funktionär Hehl

Hoffmann3Hoffmann6In seiner Chronik konnte man bereits beim Verlinken eines Beitrages beim Portal „netzplanet.de“ hellhörig werden. Auf der Seite wurde in der Vergangenheit offen gegen Flüchtlinge, Schwarzafrikaner und Südosteuropäer gehetzt. Ein weiterer Blick in seine „Gefällt mir“-Angaben zeigt nur 14 Einträge auf, 7 davon sind Sportseiten, eines gehört zu einer Versicherungsfirma, fünf weitere beinhalten Seiten für Unterhaltung, Dating und Urlaub und dann ist da noch ein einzelnes Personen-Profil. Es gehört „Christian Hehl“ aus Mannheim. Es ist der bekannte NPD-Politiker aus der Rhein-Neckar Region, der bereits 1995 Mitglied der verbotenen FAP, der Nationalistischen Front (NF) und des Neonazi-Netzwerks Blood & Honour war. Hoffmann10Er trat später dem Landesvorstand der NPD Rheinland-Pfalz bei und sitzt seit 2014 für die NPD im Mannheimer Gemeinderat. Der bekannte Rechtsrock-Konzertorganisator verfügt über ein umfangreiches Vorstrafenregister, ein Landrichter bescheinigte ihm 1997 „menschenverachtende Gesinnung und Brutalität“, weil er einen Antifaschisten mit einem Schlagstock auf den Schädel schlug. Volksverhetzung, Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung kamen hinzu, einem Haftbefehl widersetzte er sich zunächst durch Flucht. Erst vor wenigen Wochen war „Hehli“ bei einem Thügida-Aufmarsch von David Köckert zu Besuch und trat am 12. Oktober 2015 in Weimar ans Mikrofon. Der Einsatz wurde von einem größeren Polizeiaufgebot abgesichert. Dass ein Thüringer Polizist innerhalb von einem Jahr 14 Dinge mit einem „Like“ versieht und dann auch ausgerechnet beim Neonazi Hehl landet, der in seinem Titelbild unübersehbar das Logo der NPD platziert, dürfte kein Zufall sein. Auch weitere Äußerungen verwundern dann kaum, so schreibt Hoffmann am 29. Juni diesen Jahres: „das sind wir, in ehre den verstorbenen großvätern !!! – ahuu ahuu ahuu“, den Kampfruf „Ahu“ der auch bei Hooligans beliebt ist, wiederholt er auch an anderen Stellen.

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Mitgliedschaft bei Österreichischer „NPÖ“

Hoffmann11Hoffmann ist auch Mitglied in der Facebook Gruppe „NPÖ – Nationale Partei Österreichs“. Laut der Rechercheseite stopptdierechten.at handelt es sich beim Administrator der Gruppe um Kurt Prankl, der öffentlich zu einer Koranverbrennung aufrief, um auf sich aufmerksam zu machen und auf seinem persönlichen Facebook-Profil am Geburtstag von Adolf Hitler zum „Spanferkelessen mit Moslems“ einlud. Am 21. November mobilisierte die NPÖ 300 Personen der extremen Rechten, darunter „Identitäre“ und viele Neonazis zu einer Demonstration nach Wien. Darunter auch Neonazi Wolfgang L., der mit einem Messer auf der Demo fotografiert wurde. Am 8. November 2004 schrieb er bereits „In jedem Türken steckt was gutes, auch wenn es nur das Küchenmesser ist“. Wer sich auf die Suche begibt, einmal nachzusehen, was der vermeintliche Polizeibeamte Christian Hoffmann selbst in dieser Gruppe treibt, findet einen Tag nach dem Aufmarsch in Wien ein zweigeteiltes Foto vom 22. November 2015, das eine andere Person eingestellt hat. Auf der oberen Hälfte sind vermummte Kämpfer mit Schusswaffen in der Wüste zu sehen, dazu der Spruch „Allahu Akbar“. Im unteren Teil ist die weltweit bekannte Filmfigur Derek Vinyard zu sehen. Jener stark in der Szene engagierte Neonazi aus dem Film „American History X“, der erst einen Afroamerikaner erschießt und einen Zweiten brutal durch „Randsteinbeißen“ ermordet. In dem Bild ist Vinyard mit gezogener Waffe, Hakenkreuz auf der Brust und dazu der Text „Na dann…“ zu erkennen. Die Botschaft soll nicht nur lauten „Selbstjustiz ist legitim“ sondern Neonazi sein ebenfalls. Christian Hoffmann klickt nicht nur gefällt mir auf diesem Foto. Mehrere Facebook-Nutzer ergehen sich darunter in Gewaltaufrufen.

„wir werden erwachen, die bundesregierung hat uns zu nazis erhoben, nun handeln wir so !!!“Hoffmann9

Hoffmann2Einer schreibt: „attacke Angriff“, ein nächster „Der Bundestag muss am besten gestürmt werden, und dann holen wir uns unser Land zurück“, einer postet Bilder von Adolf Hitler, der den Hitlergruß zeigt, ein Nächster postet ein Bild von Hitler, auf dem „gescherzt“ wird: „Klingt nach Voll-Gas“. Ein Anderer schreibt: „Diese haufen Primitivlinge vernichten“ und einer „Unsere Großväter und Väter sind schon mit andere fertig geworden. Und wir werden es ihnen Gleichtun“. Auch findet sich noch jemand, der unter der Parole „DEUTSCHE _ WEHRT EUCH!!!“ fordert: „in allen größeren Ortschaften Wehrsportgruppen, ähem Bürgerwehren“ zu gründen, ehe man wieder auf Hoffmann stößt. Am 22. November um 20:43 schreibt er unter das Foto: „wir werden erwachen, die bundesregierung hat uns zu nazis erhoben, nun handeln wir so !!!“. 16 Personen klicken gefällt mir. Wer an dieser Stelle mit dem Mauscursor über Christian Hoffmanns Namen fährt, bekommt nicht nur ein verkleinertes Foto von ihm angezeigt, sondern auch seinen Arbeitsort: „Beamter bei Landespolizei Thüringen“. Jemand der NPD-Funktionäre, rassistische Internetseiten und bewaffnete Neonazis toll findet, die dunkelhäutige Menschen den Kopf auf dem Bordstein zertreten und dann auch noch mit Maschinengewehren posierend ankündet, selber wie ein Nazi handeln zu wollen, soll ernsthaft für die Sicherheit und Ordnung in Thüringen zuständig sein?

Wie das Magazin „Stern“ diese Woche berichtete, soll nach der Einleitung einer internen Untersuchung wegen des Neonazi-Stickers in Gotha am Freitag ein Gespräch mit „Vertretern von Bereitschaftspolizei und Innenministerium“ in Thüringen stattfinden. Es scheint so, als könnte der Gesprächsbedarf nun noch etwas größer werden. Vor dem Hintergrund des Nordhäuser Nazi-Sympathisanten in Uniform, der vorgibt bei der Thüringer Polizei als Beamter tätig zu sein, sollte man vielleicht gleich auch einen Vertreter der Landespolizeidirektion mit hinzubestellen.

In einer früheren Version dieses Textes stand „Erst vor wenigen Wochen war „Hehli“ bei einem Thügida-Aufmarsch von David Köckert zu Besuch und trat am 13. Oktober 2015 in Weimar ans Mikrofon“. Korrekt wäre der 12. Oktober 2015 gewesen, an dem Christian Hehl in Weimar als Redner auftrat, die Stelle wurde korrigiert. Wie die TLZ inzwischen herausgefunden hat ist der hier dargestellte Christian Hoffmann tatsächlich Beamter bei der Thüringer Polizei. Gegen ihn laufen interne Ermittlungen. Den Beitrag, den Hoffmann mit „wir werden erwachen, die bundesregierung hat uns zu nazis erhoben, nun handeln wir so !!!“ kommentiert hatte wurde am 5. Dezember vollständig von Facebook gelöscht, nach dem mehrere Leser dieser Seite ihn bei Facebook gemeldet hatten. Auf Anfrage stellen wir Screenshots per Email zur Verfügung. Die Thüringer Landeszeitung zitiert am 5. Dezember 2015 den Landesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei mit den Worten „Der hat in der Polizei nichts mehr verloren“. Der MDR Thüringen berichtete am 7. Dezember 2015, dass die Wohnung von Hoffmann durch das Landeskriminalamt Thüringen durchsucht wurde.