Erneutes Neonazi-Fest in Guthmannshausen geplant

Europäische Politiker der extremen Rechten, Geschichtsrevisionisten und militante Rechte treffen sich erneut in der „Gedächtnisstätte“ im Landkreis Sömmerda mit dem ehemaligen NPD-Bundesvorsitzenden und jetzigen Europaabgeordneten Udo Voigt.

Udo Voigt (mittig) mit Schlipps im letzten Jahr bei seinem Sommerfest in Guthmannshausen

Udo Voigt (mittig) mit Schlipps im letzten Jahr bei seinem Sommerfest in Guthmannshausen

In der gut 700 EinwohnerInnen zählenden Gemeinde Guthmannshausen (Landkreis Sömmerda) findet am Samstag, 23. Juli 2016, erneut das „Große Sommerfest“ des NPD-Europaabgeordneten Udo Voigt statt. Für die Veranstaltung auf dem Gelände der sogenannten „Gedächtnisstätte“ wird einschlägige Prominenz der Nazi-Szene als Redner und Musiker angekündigt. Bereits im Juli des vergangenen Jahres (2015) feierte der „Freundeskreis Uo Voigt“ hier sein „Sommerfest“, zahlreiche Neonazis nahmen damals daran teil – von militanten, jungen Thüringer Neonazis bis hin zu Altnazis aus der bundesweiten Szene von Holocaust-Leugnern, wir hatten hier  berichtete: „Schulterschluss der Neonazis in Guthmannshausen“.

In der Gedenkstätte

In der Gedenkstätte

Bei der jetzt geplanten „geschlossenen Veranstaltung“ gebe es „Politik, Kultur und Kameradschaft in historischem Ambiente!“, wirbt Voigt in der schriftlichen Einladung, die Thüringen Rechtsaussen vorliegt. „Bewirtung, volkstümliche Blaskapelle, Kinderprogramm, Verkaufsstände und der bekannte Liedermacher Frank Rennicke sorgen für einen stimmungsvollen Tag unter Patrioten“, heißt es. Der Eintritt ab 11 Uhr werde „nur mit persönlicher Einladung“ gewährt. Unterzeichnet ist die Einladung von Voigt und seinem „technischen Mitarbeiter“ Frank Rohleder, der als „Organisator der Veranstaltung“ benannt wird.

Sommerfest 2015 in Guthmannshausen

Sommerfest 2015 in Guthmannshausen

Als Redner werden neben Voigt eine Reihe europäischer Politier der extremen Rechten angekündigt, so unter anderem Roberto Fiore (Vorsitzender der europäischen Allianz von extrem rechten und europäischen Parteien, „Alliance for Peace and Freedom“), der Historiker Alexander Kamkin (Moskau), der ehemalige belgische Abgeordnete der Rechtspartei „Vlaams Belang“ Rob Verreycken, der Europaabgeordnete der griechischen Neonazi-Partei „Goldene Morgenröte“ Georgios Epitideios und Daniel Carlsen von der dänischen Rechtsaußenpartei „Danskernes Parti“.

Der einschlägig bekannte Neonazi-Barde und ehemalige „Jugendführer“ der 1994 verbotenen „Wiking- Jugend“ (WJ) Frank Rennicke übernehme erneut „die musikalische Gestaltung“, heißt es in der Ankündigung. Zudem gebe es Musik von einer „bekannten volkstümlichen Kapelle“, „Altberliner Leierkastenmusik“, Kinderprogramm, Informationen über die Arbeit Voigt im Europaparlament und die Möglichkeit zur Anmeldung „für Fahrten nach Brüssel und Straßburg 2017“ ins Europaparlament sowie einen Buchstand des neonazistischen „Nordlandverlages“ von Nadine Heise aus dem nordthüringischen Fretterode und „Antiquarische Bücher“ von der NPD-Aktivistin und Autorin Edda Schmidt. Moderiert wird die Veranstaltung durch den NPD-Funktionär Ulrich Pätzold.

Auch der Verein der „Gedächtnisstätte“ werde Information über seine Arbeit anbieten und um Fördermitgliedschaften werben. Zudem gebe es am Samstagnachmittag eine „Feierstunde an der Gedächtnisstätte“ durch dessen Vorsitzenden Wolfram Schiedewitz. Im Wissen um die wahrscheinlich vorrangigen Interessen seiner Gäste kündigt Voigt schon in der Einladung sicherheitshalber an, dass es während der Feierstunde „keine Musik“ und „kein(en) Ausschank“ gebe. Für Gäste, die bereits am Freitag (22.07.2016) anreisen wollten, gebe es „eventuell“ einen Vortrag in der Gedächtnisstätte „mit einem Überraschungsgast“.

Flyer der Gedenkstätte

Flyer der Gedenkstätte

Beim Sommerfest 2015 in Guthmannshausen

Beim Sommerfest 2015 in Guthmannshausen

Das eindrucksvolle und historische Gebäude des Vereins „Gedächtnisstätte e.V.“ in Guthmannshausen war 2011 vom Land Thüringen an die in Sinntal (Hessen) lebende Bettina Maria Wild-Binsteiner verkauft worden. Angeblich hätten den Thüringer Behörden und dem Geheimdienst des Landes keine Erkenntnisse zu ihr vorgelegen, so daß einem Verkauf des sanierten, für Tagungen ideael geeigneten Herrenhauses mit über 1.000 Quadratmeter Nutzfläche und großem Grundstück nichts im Wege stand. Doch
das damalige „Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz“ hätte es besser wissen können: Die Käuferin war Mitglied des einschlägig bekannten Vereins „Gedächtnisstätte e.V.“ und pflegte Kontakte zur neonazistischen „Gesellschaft für freie Publizistik e.V.“ und dem rechten, völkisch-esoterischen „Bund deutscher Unitarier – Religionsgemeinschaft europäischen Geistes“. Nachdem der Verein seinen vorherigen Sitz im Sächsischen Borna aufgeben musste, war er auf der Suche nach einem neuen Sitz und wurde in Thüringen fündig. Der Verein „Gedächtnisstätte e.V.“ wurde 1992 unter anderem von der Holocaust-Leugnerin und Nazi-Aktivistin Ursula Haverbeck-Wetzel gegründet. Sie war nach dem Kauf der Immobilie in Guthmannshausen eine der ersten Referentinnen dort. Fast jeden Monat veranstaltet der Verein seit 2011 mit bekannten Vertretern der extremen Rechten Vorträge und Seminare auf dem Gelände. Heute ist der im niedersächsischen Ramelsloh nahe Seevetal lebende Klaus-Wolfram Schiedewitz Vorsitzender der Organisation „Gedächtnisstätte e.V.“. Er sei Teil eines „Netzwerks von Holocaustleugnern und Geschichtsrevisionisten, die das nationalsozialistische Deutschland von Schuld reinwaschen“, heißt es beim Niedersächsischen Inlandsgeheimdienst über ihn. Enge Kontakte bestehen zur neonazistischen „Schlesischen Jugend“ und der „Europäischen Aktion“. Zum Gedächtnisstätte e.V. und der Tagungsstätte in Guthmannshausen siehe hier.

Voraussichtlich wird auch diese Veranstaltung Ende Juli 2016 nicht mit antifaschistischen Protesten konfrontiert sein. Gegen die regelmäßigen rechten Veranstaltungen in der „Gedächtnisstätte“ gab es im Grunde nie Widerstand – weder aus dem Ort, noch aus den nahe gelegenen Städten Weimar und Erfurt. Der kleine Ort Guthmannshausen ist  mittlerweile zu einem wichtigen und beliebten Treffpunkt für Geschichtsrevisionisten, Holocaust-Leugner und militante Neonazis geworden.